Trachtenwallfahrt von Siegsdorf nach Maria Eck

Ein überwältigendes Bild ist es, wenn am dritten Sonntag im Mai die Trachtler des Gauverbandes in ihrem Festtagsgewand den Ecker Berg hinaufziehen, um bei der Mutter des Herrn um Frieden zu beten.

Das Klostergebäude auf der Anhöhe, die vielen tausend Menschen in ihren festlichen Trachten, die farbenprächtigen Vereinsfahnen an einem sonnigen Frühlingstag inmitten der herrlich blühenden Natur unter blauem Himmel bieten einen wahrhaft stimmungsvollen Eindruck, bei dem man fast den ernsten Anlass dieser Wallfahrt mit ihrem festgelegten Ablauf vergessen könnte.

Die Trachtenwallfahrt des Gauverbandes I zu "Unserer liabn Frau und Mutter Gottes" in Maria Eck stellt seit dem Jahr 1951 alljährlich ein ganz besonderes religiöses Ereignis im Chiemgau dar. Sie ist den Trachtlern des Verbandes zu einer fest verwurzelten sinnvollen Tradition geworden, die in eindrucksvoller Weise die Erinnerung an die Gefallenen und Vermissten des Gauverbandes I im Zweiten Weltkrieg aufrecht erhält. Sie versteht sich auch als Mahnung und Warnung für die jetzige und für zukünftige Generationen, dass sich derartig schreckliche Ereignisse nie mehr wiederholen mögen.
Ablauf dieses festlichen Wallfahrtstages gestaltet sich folgendermaßen:

Schon am Morgen bringen Omnibusse und Pkws die Trachtler zu den verschiedenen Aufstellungsplätzen nach Siegsdorf. Pünktlich um 9 Uhr setzt sich der lange Pilgerzug unter dem Glockengeläute der Siegsdorfer Pfarrkirche in Bewegung.

Die Reihenfolge der Wallfahrer ist traditionell festgelegt. An der Spitze der Kreuzträger, ihm folgen die Gaustandarte mit den Fahnenjunkern, dahinter die Gauvorstandschaft und der gesamte Gauausschuss, als Gastgeber die Vertreter der Gemeinde und der Nachbargemeinden. Jetzt folgt der endlose Zug der Trachtler und Trachtlerinnen, jeweils angeführt von ihren Vereinsfahnen. Etwa auf halber Wegstrecke, der "Gaßlhöhe", reihen sich traditionsgemäß Holzknechte in den Zug ein. Das Privileg, hinter dem Kreuzträger zu gehen, bekamen sie vom Gauvorstand eingeräumt, denn im Jahre 1805 während der Säkularisation waren es Holzknechte, die damals die Wallfahrtskirche mit Hacke und Sappi wehrhaft vor dem Abriss retteten. So zieht man, den Rosenkranz betend, die Anhöhe hinauf. Sobald die Spitze der Prozession vom Kloster aus gesehen wird, beginnen die Berchtesgadener Weihnachtsschützen mit ihren Handböllern Salut zu schießen und unter Glockengeläute versammeln sich die Gläubigen um den Altar, nachdem die Segnung des Kreuzes und der Wallfahrer durch den Guardian des Klosters erfolgt ist.

Nach der Begrüßung durch den Gauvorstand beginnt der Höhepunkt des Tages, die heilige Messe. Anschließend an diese, auch das ist inzwischen zu einer Tradition geworden, spielt die Musikkapelle das Lied vom guten Kameraden. Abermaliges Böllerschießen und eine kurze Rede des Gauvorstandes beenden die Wallfahrt.

Die alljährlich zahlreiche Beteiligung der Vereinsmitglieder und der vielen Gläubigen spiegelt die tiefe Frömmigkeit der bayerischen Bevölkerung wider und erweckt die Zuversicht, dass diese traditionelle Wallfahrt auch in Zukunft eine echte, tiefe Verpflichtung für jeden Trachtler, nicht zuletzt auch für die Trachtenjugend im Gauverband bleibt.