Wilhelm-Leuschner-Gedenkstätte
Zur Erinnerung an den Gewerkschaftsführer und Widerstandskämpfer Wilhelm Leuschner (1890 - 1944) hat die Stadt Bayreuth im Jahr 2003 in Leuschners Geburtshaus eine Gedenkstätte eingerichtet. Das 1878 als Mietshaus mit Kleinwohnungen errichtete Gebäude war nach langer baulicher Vernachlässigung 2002/2003 von den neuen Eigentümern grundlegend saniert worden.
Wilhelm Leuschner wurde hier am 15. Juni 1890 als Sohn einer Näherin und eines Hafners/Ofensetzers geboren. Er wuchs in Bayreuth auf und absolvierte nach der Schulzeit die Lehre bei einem Holzschnitzer in der Richard-Wagner-Straße. Im Jahr 1908 übersiedelte er nach Darmstadt, wo sich ihm bessere berufliche Aussichten boten. Bald engagierte er sich gewerkschaftlich, nachdem er schon in Bayreuth enge Kontakte zur Arbeiterbewegung geknüpft hatte.
Im Ersten Weltkrieg war er bei einem technischen Messtrupp eingesetzt. 1919 begann mit der Wahl zum Stadtverordneten in Darmstadt Leuschners politische Karriere, die 1928 in seiner Ernennung zum hessischen Innenminister gipfelte. Schon damals warnte er konsequent und weitsichtig vor den Gefahren des stärker werdenden Nationalsozialismus. Nach der Machtübernahme Hitlers lebte Leuschner, inzwischen nach Berlin übergesiedelt, unter ständiger Beobachtung und Bedrohung. Er wurde mehrfach inhaftiert. Zusammen mit seinem Schwiegersohn betrieb er in Berlin eine kleine Firma, die bald zum Treffpunkt und zur Verbindungsstelle für NS-Gegner vor allem aus der SPD und den Gewerkschaften wurde.
Ab 1942 hatte Leuschner Kontakte zu Widerstandsgruppen aus anderen gesellschaftlichen Schichten, vor allem zum Kreisauer Kreis und zur Gruppe von Carl Friedrich Goerdeler. Nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944 wurde auch Leuschner, der als Vizekanzler für ein künftiges Kabinett "nach Hitler" vorgesehen war, festgenommen und nach der Verurteilung durch den Volksgerichtshof am 29. September 1944 in Berlin-Plötzensee hingerichtet.